Tatsächlich spielt die musikalische Komödie „Salon Dédé“ von Anfang bis Ende in einem Pariser Schuhladen. Und es treten darin nicht nur weibliche Angestellte samt ihren Berufsproblemen auf, sondern auch noch ein bankrotter Vertreter des Einzelhandels und sogar gewerkschaftliche Streikposten. Scheinbar völlig unromantisch verlegen die Autoren die Handlung mitten hinein ins Arbeitsmilieu.

Aber nur, um die Gegenwart erst recht zu verrücken. Das überdrehte Tempo, die jähen Ereignisstürze des szenischen Geschehens bringen alles ins Schlingern, was im Alltag Achtung, Macht und Vertrauen beansprucht. Nicht nur die Polizei verliert den Glauben an sich selbst, wenn sie in totaler Unordnung letztlich keine Verstöße gegen die Rechtsordnung ahnden kann. Auch den wackeren Streikposten rutscht das klassenkämpferische Herz in die Hosen, wenn die werkuntätige weibliche Belegschaft ihnen allzu sehr entgegenkommt. Das sind indes nur Nebenerscheinungen.

Was hier hauptsächlich verrückt wird, sind die zwiespältigen Grundsätze bürgerlicher Lebenspraxis. Zumeist wird ein Prinzip beherzigt: Geschäft hat nichts zu tun mit Gefühlen. Doch die Umkehrung seltener : Gefühl hat nichts zu tun mit Geschäft. Unverschämt verquirlt der Titelheld André genannt „Dédé“ die Zutaten: Liebe, Erotik und Geschäft. Und so stellen Dédé und sein Freund Robert das bürgerliche Erwerbsleben auf den Kopf, indem sie dessen Verwertungsregeln mutwillig missachten und verspielen. Und was kommt dabei heraus: Eine Slapstick-Komödie.